Koran, An Nahl, (Die Biene), 16,90
„Allah verlangt, dass die Menschen Gutes tun und die Mitmenschen beschenken und verbietet schlechtes zu tun und Gewalt auszuüben.“
Aus: Muhammad Asad; Die Botschaft des Koran. Übersetzung und Kommentar
SIEHE, Gott gebietet Gerechtigkeit und das Tun des Guten und Großzügigkeit gegenüber (den) Mitmenschen;* und Er verbietet alles, was schmachvoll ist, und alles, was der Vernunft zuwiderläuft,** wie auch Neid; (und) Er ermahnt euch (wiederholt), auf daß ihr (all dies) im Gedächtnis behalten möget.
* Wörtl.: »das (seiner) Verwandtschaft (dhu-l-qurba) Geben«. Dieser Begriff bezeichnet gewöhnlich »Verwandte« entweder durch Abstammung oder durch Heirat; da er hier aber im Zusammenhang mit einer umfassenden ethischen Ermahnung erscheint, spielt er offensichtlich auf die »Verwandtschaft« des Menschen im weitesten Sinn des Begriffs an, nämlich auf seine »Mitmenschen«.
**Der Begriff al-muntor (von mir an anderen Stellen mit »das, was unrecht ist« übertragen) hat hier seine ursprüngliche Bedeutung von »das, was der Geist (oder der moralische Sinn) verwirft« beziehungsweise »verwerfen sollte«. Zamakhschari gibt eine genauere Erläuterung und erklärt diesen Begriff im obigen Zusammenhang mit der Bedeutung »das, was der Intellekt (des Menschen) nicht anerkennt« oder »als unwahr erklärt« (ma tunkiruhu al-‘uqul): mit anderen Worten, alles, was der Vernunft und dem guten Menschenverstand zuwiderläuft (was offensichtlich nicht verwechselt werden darf mit dem, was jenseits des menschlichen Begriffsvermögens ist). Diese überaus überzeugende Erklärung bezieht sich nicht nur auf intellektuell inakzeptable Sätze (im abstrakten Sinn des Begriffs), sondern auch auf grob unvernünftige und daher verwerfliche Handlungen oder Haltungen und ist somit in völligem Einklang mit dem rationalen Ansatz des Qur’an bezüglich ethischer Fragen wie auch mit seinem Bestehen auf Vernünftigkeit und Mäßigung im Verhalten des Menschen. Daher meine Übertragung von al-munkar in diesem und ähnlichen Fällen mit »alles, was der Vernunft zuwiderläuft«.